Ich habe mir eine Instagram-Auszeit genommen und festgestellt, dass ich nicht mehr zurückkehren will, obwohl man heutzutage und als Selbstständige doch "Instagram haben muss"! Was Instagram mit Zigaretten zu tun hat und warum ich mich dazu entschieden habe, Instagram zu verlassen, erfährst du in diesem Artikel.
Weisst du noch, als du beim Zugfahren auswählen musstest, ob du dich in ein Nichtraucher-Abteil setzt oder in ein Raucher-Abteil? Weisst du noch, als man nach einem Restaurant-Besuch nach Zigarettenrauch stank? Weisst du noch, als Moderator*innen sich vor laufender Kamera eine Zigarette in den Mund steckten?
Vielleicht erinnerst du dich noch gut an die Zeiten, als Rauchen cool war. Vielleicht bist du zu jung und all das kommt dir fremd vor. Ich gehöre zur Schwellengeneration, die die Ausläufer des "Rauchen ist toll"-Zeitalters gerade noch miterlebt hat und die dennoch daran zurückdenkt mit einem Unglauben, dass dies einmal zum Alltag gehörte.
Vor einigen Jahren gab es eine Werbekampagne von Talkspace, die vor den Auswirkungen der Sozialen Medien warnte. Sie versahen die Apps mit einem Warn-Kleber à la Zigarettenpackung.
Dieses Bild kam mir kürzlich zu Ohren, als ich mich entschied Instagram den Rücken zu kehren. Social Media sei etwas, das jetzt cool und trendy ist, hörte ich, jedoch in ein paar Jahren mit genau diesem Warn-Kleber versehen sein wird, denn die Sozialen Medien sind darauf ausgerichtet, süchtig zu machen.
In diesem Artikel erläutere ich dir die 5 Gründe, warum ich Instagram verlasse, was keinesfalls ein einfacher Entscheid war, für mich persönlich jedoch ein gesunder.

1.Die Energie und die Zeit, die ich in diese App stecke, möchte ich für anderes brauchen.
Obwohl ich nie mehrere Stunden pro Tag auf Instagram verbracht habe, so war es dennoch viel Zeit, die ich eigentlich für etwas anderes brauchen möchte. "Ich checke nur noch schnell Instagram." "Ich poste das jetzt nur noch kurz." "Ich lese mir nur noch kurz diesen Post durch." "Ich schaue mir nur noch kurz xy's Story an." Aus diesem nur noch kurz wurden dann aber schnell mal 30, 40 Minuten. Minuten, die ich eigentlich lieber dafür verwendet hätte, meinen Newsletter oder einen Artikel zu schreiben. Oder auch ganz einfach aus dem Fenster zu schauen und die Vögel zu beobachten.
Die Zeit läuft schneller, wenn man auf Instagram ist und das ist das Heimtückische daran, denn man merkt es nicht. Jegliche Achtsamkeit geht verloren und die Energie, die ich dafür brauche, mich von der App loszureissen - denn es ist dort ja nie fertig, man wird schön immer weiter gefüttert - ist Energie, die ich von nun an lieber in meine Texte, Bilder und Angebote stecken möchte.
Da ich seit einigen Wochen nicht mehr aktiv auf Instagram bin und die App von meinem Homebildschirm verbannt habe, bemerke ich in Momenten der Langeweile, wie ich ganz automatisch mein Handy entsperre und auf Instagram tippen will. Und ich frage mich: Wenn ich keine Langeweile mehr aushalte, wird dann nicht auch irgendwann meine Kreativität versiegen? Denn es ist genau in diesem Nichts der Langeweile, in der neue Ideen entstehen können.
2.Trotz inspirierenden Inhalten hat das Konsumieren kaum Nachhaltigkeit.
Ja, auf Instagram findet sich viel Inspirierendes und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich darauf nicht auch ganz viel Spannendes gelernt habe. Doch fragst du mich nach 20 Minuten auf Instagram, was ich denn gelesen, gehört und geliked habe, könnte ich es dir nicht mehr verraten. Und als jemand, die eben nicht nur Content konsumiert, sondern auch kreiert, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ja wohl auch mein eigener Content kaum Nachhaltigkeit hat. Denn auch wenn du meine Posts liest, erinnerst du dich danach noch daran?
Und dies - sowohl von der Seite als Konsumentin wie auch als Creatorin - geht mir mächtig gegen den Strich. In diesem Magazin, meinem Newsletter, meiner ganze Arbeit und auch in einem grossen Teil meines Privatlebens geht es darum, achtam und bewusst zu sein. Nachhaltig zu konsumieren und langsamer zu werden. Mit Instagram ist mir das nicht möglich.
3.Ich habe die ständige Angst, etwas zu verpassen.
Das Verrückte ist ja, dass ich, wenn ich auf Instagram bin, die ständige Angst verspüre, ich könnte etwas verpassen. Ich folge zum grossen Teil fremden - zwar inspirierenden, aber dennoch fremden - Menschen und ich fürchte mich davor, dass ich verpasse, was sie heute zum Frühstück gegessen haben. Je mehr ich auf Instagram bin, desto mehr überkommt mich das Gefühl, dass ich etwas Wichtiges übersehen könnte.
Nun da ich jedoch nicht mehr wirklich* auf Instagram bin, weiss ich mit Sicherheit, dass ich ganz viel verpasse und weisst du was? Das ist ok für mich! Weil ich eben weiss, dass Dinge von nun an an mir vorbeigehen werden und mir diese Informationsflut, in der eben auch ganz viel verloren geht, nicht mehr zur Verfügung steht.
4.Meine Zeit in der Natur wird zum Fotoshooting für meinen Content.
Ich bin im Wald, es ist wunderschön. Ich geniesse es und da ist sie, die Stimme in meinem Kopf: "Schiess noch schnell ein Foto, dann hast du nacher etwas zum Teilen." Und zack! Ich werde aus dem schönen, achtsamen Moment herausgerissen. Anstatt im Moment zu sein, habe ich das Gefühl, ich müsste ihn festhalten und dann am besten das Foto gleich auch noch als Gelegenheit nehmen, etwas Inspirierendes in diese Glanz-Welt der App zu schreien.
Mein Handy wurde zu meinem ständigen Begleiter, selbst dann, wenn ich ja eigentlich genau das Gegenteil tat: Dem Rhythmus der Natur zu lauschen anstatt mich dem Algoritmus der Sozialen Medien hinzugeben. Ich ging in den Wald, um mich mit Bäumen zu connecten und nicht mit irgendeinem Server am anderen Ende der Welt. Ich wollte von der Natur lernen und meine innere Stimme wieder hören, stattdessen wurde meine Zeit in der Natur immer öfters zur Leinwand für Content Creation. Der Wald, das Supermodel, bei dem alles schön aussehen muss. Der Gesang der Vögel der perfekte authentische Soundtrack fürs nächste Reel. Und dies obwohl ich mein Handy gar nicht oft aus der Jackentasche nahm. Ja, es sogar meistens auf Flugmodus hatte, um nicht abgelenkt zu werden.
Ich möchte mich noch mehr der Achtsamkeit widmen, lernen noch stiller zu werden, damit meine innere Stimme, und nicht die von den Influencer*innen, lauter werden kann. Und ich stellte fest, dass das auf Instagram Sein für mich nicht mit dem achtsam Sein kombinierbar ist.
5.Ich bin überreizt.
Als hochsensible Person bin ich schnell überreizt. Menschenmengen tun es. Viele soziale Verabredungen tun es. Nachrichten lesen tut es. Multitasking tut es. Autofahren tut es. Und Überraschung! Instagram tut es. Doch das Verflixte daran ist, dass ich es erst in Momenten der Abwesenheit merke. Denn Instagram überreizt mich sehr wohl, doch es bietet mir auch ein Loch, in dem ich allem anderen entfliehen kann. Und so sitze ich also in meinem Hasenloch, abgeschirmt von der Welt da draussen, nur damit ich mich von der App überstimulieren kann bis ich die wohltuende Lähmung des Nicht-Fühlens spüre.
Wir leben so oder so bereits in einer Welt, die zu schnell dreht. Wir sind so oder so - ob hochsensibel oder nicht - schon von der ganzen Flut und der ständigen Erreichbarkeit von Informationen überfordert. Und Instagram und die sozialen Medien überhaupt scheuern dieses Feuer nur noch. Für eine Person wie mich ist es einfach zu viel, selbst wenn es positive Dinge sind, die ich auf der App lese. Mein Nervensystem stellt auf Freeze, die Gedanken in meinem Kopf drehen in Rekordschnelle, die Angst vor dem Verpassen, vor der Weltsituation, vor dem Nicht-Genügen, vor dem Versagen krallt sich in meiner Brust fest.
Wie gesagt ich merke es erst jetzt, da ich seit einigen Wochen nicht mehr auf Instagram bin. Aber ich bin froh, dass ich es überhaupt gemerkt habe, denn es gibt genug, was mich überreizt, da brauche ich nicht auch noch Instagram dazu.

*Aber, Silvana, du kannst doch nicht einfach von der App verschwinden!
Doch, grundsätzlich kann ich das. Aber ja, ich führe ein Business und als Selbstständige ist es von Vorteil, wenn ich auf Instagram gefunden werden kann. Und so habe ich mich dazu entschieden, meinen Account beizubehalten, ihn jedoch nicht mehr gross zu beleben. Du findest mich und all die Inhalte, die ich bereits gepostet habe, immer noch auf der App, sollte dich das interessieren. Ich kann mir auch vorstellen, dass ich mich ab und zu darauf blicken lasse, um bei einem live-Gespräch teilzunehmen, mich mit meinen Naturmensch-Gesprächs-Gästinnen zu verbinden und auf meine Angebote und das Magazin zu verweisen.
Was ich jedoch weiss, ist, dass ich keinen Instagram-Content mehr konsumieren und auch nichts mehr extra dafür erschaffen werde. Meine kreativen Säfte fliessen in das Magazin und den Newsletter.
Und diejenigen Personen, die mich inspirieren und von deren Arbeit ich noch mehr wissen will, habe ich bereits aussondiert und deren Newsletter, Substack oder Podcast abonniert. So nehme ich mir bewusst Zeit, ihre Inhalte zu lesen und zu hören.
Falls du auch mit dem Gedanken spielst, den sozialen Medien den Rücken zu kehren, kann ich dir die Folge mit Amelia Hruby des Podcasts "We can do hard things" ans Herz legen.
Wie handhabst du das mit den Sozialen Medien? Lass es uns in den Kommentaren wissen!