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Die Kraft der Rituale

Naturmensch Gespräch mit Susana Garcia Ferreira


Ich freue mich so sehr, das heutige Naturmensch Gespräch mit dir zu teilen, denn ich durfte mit Susana Garcia Ferreira, Autorin, Botschafterin der Natur und Schamanin, sprechen. Susana ist für mich und meinen persönlichen Weg zur Naturspiritualität eine sehr wichtige Person. Kurz nachdem ich in die Berge gezogen bin und mich immer mehr in der Natur wiederfand, begegnete ich Susana und ihrer Arbeit durch meine Schwester, die fürs Radio mit Susana über die Rauhnächte gesprochen hat. Ich fand sogleich Anklang in Susana, weil sie das ausdrückte, was ich so sehr gespürt hatte, wenn ich in der Natur unterwegs war. Und sie machte für mich plötzlich Wege sichtbar, die Natur und Spiritualität auch zu meinem Beruf zu machen.

Seither hat Susana zwei Bücher zu den Rhythmen der Natur veröffentlicht. Sie arbeitet als Schamanin und bietet Einzelsitzungen an, die dich bei deinen Prozessen und Themen begleiten und ist auch sehr kreativ für Fidea Design unterwegs. Du findest all ihre Angebote am Ende des Gesprächs.

 

In diesem Gespräch erfährst du …

… wie die Kraft der Rituale dich unterstützt.

… wie du mehr in Verbindung mit der Natur treten kannst.

… welche Botschaften der Sommer mit sich bringt.

… wie du dich mit den Qualitäten des Julis und des Augusts verbinden kannst.

 

Ich hoffe, du liest dieses Gespräch mit genau so viel Gusto, wie ich es beim Führen spüren durfte. Viel Freude und Inspiration wünsche ich dir damit!

 

Naturmensch Gespräch mit Susana Garcia Ferreira

Hallo Susana. Wie bist du zu den Rhythmen der Natur gekommen? Wie hat dich das Thema gefunden?

 

Ich glaube, uns geht es wahrscheinlich allen in etwa gleich. In der Kindheit war das für mich Alltag. Es hat kaum einen Tag gegeben, an dem ich nicht im Wald gewesen war. Auch alleine. Das war mein Ort und ich hatte nie das Gefühl, ich sei dort alleine. Doch mit dem Älterwerden und dem Berufsleben habe ich den Zugang ein wenig verloren. Ich habe Karriere gemacht und war eigentlich nur noch in diesem Hamsterrad. Ich habe mich immer mehr von der Natur, aber auch von mir selbst, entfernt und hatte dann plötzlich diesen Moment, den wahrscheinlich viele kennen, wo man anhält und sich fragt: Hey, was mache ich hier eigentlich? Ich gehöre da gar nicht hin.

Ich habe dann meinen Job gekündigt und mir eine Auszeit gegönnt. Zu dieser Zeit bin ich auch noch von Zürich nach Luzern gezogen, was mir sehr geholfen hat, bei mir anzukommen. Hier habe ich auch gemerkt, dass je mehr ich mich mit den Rhythmen der Natur verbinde, desto mehr verbinde ich mich auch mit mir selbst. So hat das eine das andere ergeben.

Alles, was ich mir aufgebaut habe, ist eigentlich autodidaktisch, durchs Erfahren gelernt. Ich habe mir dieses Bewusstsein erlaubt und durfte so in Kontakt kommen mit diesen natürlichen Rhythmen und meinen eigenen. Dieser Weg hat natürlich schon ein wenig Mut gebraucht, doch ich bin so dankbar, dass ich ihn einschlagen durfte. Und teilweise fühlst du dich auch ein wenig verloren, wenn du total aus dem System des Businesses kommst und dann komplett konträr gehst, vom Linearen zum Rhythmischen.


Die Natur ist aus meiner Sicht eines der besten Hilfsmittel, die man haben kann, um immer wieder in diese Verbindung zu kommen.

Eine Erfahrung, die ich auch immer wieder mache, ist, dass wenn du dich mit der Natur verbindest, verbindest du dich eben auch mit dir selbst, weil du Natur bist. Du gehörst dazu. Du findest einen Zugang zu deiner eigenen wahren Natur. Das ist ein solch wertvoller Prozess. Betonung auf Prozess, denn es passiert nicht von heute auf morgen. Du sagst, in der Kindheit hat man das noch, man läuft barfuss und spricht mit Pflanzen und Tieren und Bäumen, was man dann verliert. Und so ist diese Verbindung zur Natur eben auch eine Rückkehr zu etwas sehr Ursprünglichem. Wenn jetzt jemand auch in einer solchen Situation in seinem/ihrem Leben ist, bei dem er/sie merkt: Mir fehlt etwas und ich wünsche mir mehr Naturverbundenheit. Die Welt dreht zu schnell und es ist mir zu laut. Hast du einen Ratschlag, was jemandem helfen könnte zur Natur zurückzukehren?

 

Das ist eine schwierige Frage, weil jeder Weg halt hochindividuell ist. Was bei mir gegangen ist, geht bei anderen vielleicht nicht. Aber was im Grundsatz sicherlich nicht falsch ist, ist so viel Zeit wie nur möglich in der Natur zu verbringen. Und zwar nicht Zeit, in der man sich aktiv betätigt. Natürlich tut Wandern, Joggen, Fahrrad Fahren auch gut, aber eigentlich braucht es Zeit draussen in der Achtsamkeit und in der Stille. Wahrzunehmen, was jetzt gerade ist. Sich mit den Sinnen und übers Herz mit der Natur zu verbinden. Dadurch dass wir so leistungsgeprägt sind, haben wir das Gefühl, dass wenn wir nach draussen in die Natur gehen, müssen wir auch gleich noch etwas tun, aber darum geht es nicht, sondern einfach ums Sein. Ich glaube, das einfache Sein in der Natur ist ein guter Zugang. Dann spürst du auch dich selbst wieder mehr. Es ist ein wahnsinniger Prozess und braucht ganz viel Zeit und Geduld und halt auch eine Pflege der inneren Beziehung, aber auch Nachsicht, wenn es nicht immer gleich klappt. Wir haben dadurch, dass unsere Welt so schnell und alles immer gleich sofort erhältlich ist, immer das Gefühl, dass die eigenen Diamanten auch sofort da sein müssen und wenn man sie dann nicht gleich hat, wird man ungeduldig. Doch das ist ein lebenslanger Prozess und man muss den Weg als Ziel sehen. Die Natur ist aus meiner Sicht eines der besten Hilfsmittel, die man haben kann, um immer wieder in diese Verbindung zu kommen.

 

Ja, das sehe ich auch so. Etwas, das ich versuche immer wieder zu betonen in meiner Arbeit, ist: Die Natur ist deine Freundin. Du musst eine Beziehung zu ihr aufbauen und, wie du sagtest, sie pflegen. Das braucht Zeit. Ihr müsst einander wieder kennenlernen und neu entdecken. Ihr müsst Zeit miteinander verbringen, einander zuhören, was nicht von heute auf morgen passiert, doch wir haben alle diesen Zugang zur Natur. Wir haben ihn nicht verloren, auch wenn er vielleicht tief vergraben ist. Es muss eine Beziehung sein, die präsent und bewusst passiert.

 

Ja, genau. Es geht um Qualität und nicht um Quantität. Manchmal reichen auch bereits fünf Minuten. Wenn diese aber achtsam und tief verbindend sind, ist das etwas sehr Schönes. Das kann im eigenen Garten sein. Fünf Minuten Achtsamkeit und Stille, denn die Natur ist überall. Ich war beispielsweise gestern in Zürich im Industrieviertel. Es ist nichts Schönes, doch es hatte so viel Steinklee. Das fand ich sehr schön und ich war sofort wieder verbunden. Man muss manchmal gar nicht so weit suchen.

 

Wie auch ein Löwenzahn, der durch Asphalt wächst.

 

Ja! Es geht ja schlussendlich einfach um die Verbundenheit zu sich selbst und auch um die Facetten, die die Persönlichkeit hat. Das zeigt die Natur uns auch schön vor mit den Jahreskreisläufen. Die Natur ist ja auch ein Spiegel von uns selbst. Was wir im Aussen sehen, sehen wir auch in unserem Inneren. Auch da ist sie eine solch schöne Lehrmeisterin, weil wir die Qualitäten des Frühlings, des Sommers, des Herbstes und des Winters in uns tragen. Und wenn man sich hier mal mit offenem Herzen in die Qualitäten des Herbstes und des Winters hineinbegibt, was ja nicht immer so beliebt ist, dann entdeckt man so viel Reiches und Tiefes, das uns viel lehren kann. Man muss mit diesen Rhythmen mitgehen. Wenn man schon nur einmal ein ganzes Jahr mit den Rhythmen der Natur mitgegangen ist und sich immer wieder achtsam verbunden hat, kann man so viel mitnehmen, aber es braucht dann wirklich ein ganzes Jahr, nur um einfach mal einen ganzen Durchlauf erlebt zu haben. Darauf kannst du aufbauen. Es ist wie eine Spirale, die sich nach oben bewegt, bei der du alles, was du erkennen und erfahren durftest, mitziehen darfst. Und hier begleitet uns die Natur so schön.

 

Nun sind wir ja gerade schon bei den Jahreszeiten, darum lass uns doch über den Sommer sprechen. Welche Qualitäten hat denn der Sommer und welche Energien dürfen wir gerade spüren und mitnehmen?

 

Der Sommer ist, wenn man ihn im Jahresverlauf anschaut, zuoberst, also im Zenit. Die Sommersonnenwende ist der absolute Höhepunkt im Jahresverlauf und nun werden die Tage ja langsam wieder kürzer, was eine gewisse Melancholie mit sich bringt. Doch auch wenn die Tage nun wieder kürzer werden, der Sommer beginnt eigentlich erst jetzt richtig. Jetzt kommt die Zeit der Kraft und der Sonne. Es geht nun also darum, dass wir diese Kraft geniessen und uns mit ihr verbinden, damit wir dann auch weitergehen können in die Reife. Doch es braucht diesen Übergang vom absoluten Höhepunkt, um zur Reife und zur Ernte zu kommen. Wenn ich es mit einer Wanderung vergleiche, befinden wir uns symbolisch auf dem Gipfel. Aber durch das, dass wir gerade auf dem Gipfel sind, müssen wir uns nicht sofort wieder auf den Abstieg machen. Wir dürfen jetzt auch einfach mal geniessen, den Ausblick honorieren und den Aufstieg sehen. Wir dürfen uns ausruhen und feiern, dass wir es bis nach oben geschafft haben.

Mitte Juli ist für mich die Zeit, in der man in dieser Qualität des Höhepunkts auch einfach mal sein, geniessen, feiern und die Anerkennung wahrnehmen darf, für das, was hervorkommen konnte. Schlussendlich hat es bei den Rhythmen der Natur immer zwei Hauptenergien, die aufstrebenende und die abnehmende Energie. Wir waren bei der Sonnenwende im absoluten Höhepunkt der aufstrebenden Energie, halten kurz inne und gehen jetzt langsam in die abnehmende Energie. Aber genau in diesem inne Halten hat es eine solche schöne Qualität, weil wir hier die ganze Kraft, die gerade da ist, und all das, was durch das Aufstrebende sichtbar werden durfte, in uns aufnehmen können. Denn auch in der Natur wird alles sichtbar, was nachher in die Reife übergehen darf, wie die ersten kleinen Brombeeren oder Äpfel, die man bereits sehen kann. Das kann man wiederum auf sich beziehen: Was durfte denn in mir sichtbar werden in diesem ersten halben Jahr? Wo habe ich meine Energie hineingeschickt, was durfte ich erkennen und was darf ich nun feiern, welche Gipfelmomente habe ich bereits erlebt? Wo schicke ich im zweiten halben Jahr noch Energie hin? Was darf in die Reife gehen? Wo gebe ich noch Kraft rein, damit ich im Herbst ernten kann? Und vor allem: was möchte ich ernten?

Im Juli geht es wirklich ums Wahrnehmen und Anerkennen und nicht ums Tun. Man darf diesen Höhepunkt geniessen, sich mit sich selbst verbinden und hineinspüren.


Susana Garcia Ferreira
© Susana Garcia Ferreira

Welch schönes Bild von diesem Gipfelaufstieg! Sowieso ist das Gegenmittel gegen Stress das Innehalten, weil man den Genuss schnell vergisst in einer solch aktiven Zeit wie dem Sommer.

Du hast zwei Bücher geschrieben und in deinem zweiten Buch geht es ja gerade um die Rituale im Rhythmus der Natur. Magst du ein kleines Ritual für den Juli, für den Sommer teilen?

 

Das Witzige ist, dass ich im Juli eben genau kein Ritual in meinem Buch geteilt habe, weil ich nicht will, dass man immer etwas tut, sondern dass man es einfach geniesst. Und so habe ich im Buch mehr die Impulse gegeben, sich auf das zu konzentrieren, was du jetzt geniessen kannst. Im Moment sein, ein Picknick mit Freunden veranstalten, auf den Wochenmarkt gehen und die regionalen und saisonalen Produkte kosten, bewusst unter einem Baum liegen, wenn die Sonne scheint und dem Rascheln zuhören oder sich nach einem anstrengenden Tag bewusst ins Wasser zu begeben, sich tragen und reinwaschen lassen. Ich möchte wegkommen von diesem Tun und mehr ins Sein kommen im Juli, obwohl es ein starker Yang-Monat (aktiver Monat, Anmerkung der Autorin) ist.

Und im August teile ich im Buch ein Ritual, das ich jedes Jahr mache. Da geht es darum, den ersten Schnitt zu vollziehen. Im August ist die Veränderung spürbar, die Qualität ist anders als im Juli. Alles wird goldiger, die Felder sehen anders aus. Unsere Vorfahren mussten sich zu diesem Zeitpunkt überlegen: Vollziehe ich in meinen Kornfeldern bereits jetzt den ersten Schnitt? Nehme ich meine Ernte jetzt schon ein? Oder gebe ich das Korn noch mehr der Reife hin und gehe dadurch aber das Risiko ein, dass vielleicht ein Unwetter meine Ernte beschädigt? Es geht hier um die Frage: Wann ist der richtige Moment, um etwas bewusst zu ernten? In meinem Ritual, das ich auch gerne mit Freundinnen mache, nehmen wir Gräser und flechten daraus sehr achtsam einen Zopf. Diesen Zopf schneiden wir dann bewusst durch. Die eine Hälfte ist das, was ich ernten und loslassen möchte. Diese übergebe ich dem Feuer. Und der andere Teil steht für das, was ich noch weiterhin reifen lassen möchte. Wo möchte ich noch Kraft hineingeben? Diesen Teil behalte ich noch.


Lughnasad mit Susana Garcia Ferreira
© Susana Garcia Ferreira

Dieses Ritual steht ja dann auch im Zeichen des keltischen Jahreskreisfestes am 1. und 2. August, dem Fest der Schnitterin, bei welchem wir eben bereits all dem danken, was wir schon ernten durften. Die Symbolik des Schneidens oder Verbrennens ist so kraftvoll. Das macht einfach etwas mit dir, wenn du physisch siehst, wie es geht.

 

Rituale, die man achtsam durchführt, greifen sehr stark ins Seelenleben. Und wenn man es dann auch noch teilt im Kreis von Menschen, zu denen du dich verbunden fühlst, dann entsteht eine solch schöne Energie. Das geht sehr tief und ist sehr schön.


Rituale greifen tief.

Hier vielleicht auch der Hinweis, dass "Ritual" ein grosses Wort sein kann. Vielleicht hat man das Gefühl, dass man es genau richtig machen muss, dabei kann alles zu einem Ritual werden, auch das Abwaschen der Teller. Es geht um die Absicht und die Intention, die man hineingibt. Die Achtsamkeit ist schlussendlich das, was etwas zu einem Ritual macht. Für mich ist zum Beispiel das Baden im Bach und alles, was da dazu gehört, der Weg dorthin, das Entkleiden, das Hineinsteigen und meinen Körper ins kalte Wasser zu tauchen ein sehr simples, aber wichtiges Ritual.

 

Rituale greifen tief. Sei dies ein Ritual, das man täglich oder öfters macht, so wie du das beschreibst. Und das andere sind aber auch die Rituale für die grossen Lebensthemen. Diese geben Halt auf einer emotionalen und seelischen Ebene, weil sie helfen grosse Themen, die unseren Geist überfordern können und schwierig sind zu fassen, sichtbar und greifbar für unser Seelenleben zu machen. So können Rituale auch etwas Grosses sein, wenn sich zwei Menschen zum Beispiel das Ja-Wort geben, aber auch wenn man jemanden verabschiedet. Das Verabschieden eines geliebten Menschen ist stark mit Ritualen verbunden, was einem hilft das Ganze auch zu transformieren. Gleichzeitig sind die kleinen Rituale, die für uns nicht so gross sind und doch schlussendlich gross werden im Gesammelten, so wichtig, weil sie uns eben Halt und Struktur geben. Viele mögen vielleicht sagen, dass sie nicht so Ritualmenschen sind, doch ich kenne eigentlich niemanden, der nicht seine Rituale hat. Denn wir Menschen brauchen diese.


Feuerritual mit Susana Garcia Ferreira
© Susana Garcia Ferreira

Ob bewusst oder unbewusst die Natur spielt stark in die Rituale, die wir haben, mit ein, auch wenn es «nur» der Adventskalender ist, den man jedes Jahr bastelt, oder das Eierfärben an Ostern. Das sind ja alles alte heidnische Bräuche, die ins Christentum mitgenommen wurden. Wenn man Rituale gerade in Verbindung mit der Natur macht, vermittelt das einem ein Gefühl von getragen Werden. Die Natur ist eben mein Spiegel und zeigt mir, wie es geht. Sie lässt jedes Jahr los, ohne Zweifel und ohne nachtragend zu sein. Das, was die Natur mir zeigt, darf ich mitnehmen, auch ins Rituelle, weil es uns zurück zu uns führt.

 

Ja, genau.

 

Dann lass uns doch noch über den Schamanismus sprechen, was ja auch zum Thema der Rituale passt. Wie arbeitest du schamanisch und was möchtest du gerne dazu teilen?

 

Schamanismus ist natürlich ein riesiges Thema, worüber wir endlos lange sprechen könnten. Schamanismus ist eigentlich die älteste Naturspiritualiät, die es gibt. Der Ursprung jeder Religion ist schamanisch. Es hat schon immer Schaman:innen gegeben, egal auf welchem Teil der Erdkugel. Übersetzt ist ein Schamane jemand, der im Dunkeln sieht, oder jemand, der mehr weiss. Oftmals waren das Menschen, die ein grosses Wissen über die Natur hatten, aber auch die Fähigkeit und Möglichkeit besassen, mit der geistigen Welt in Verbindung zu sein und dieses Wissen zum höchsten Gunsten von allen einsetzen konnten.

Ich habe lange nicht realisiert, dass ich Schamanin bin. Mit dem Weg, den ich vor neun Jahren eingeschlagen habe, mit den Rhythmen der Natur und den Büchern, die ich geschrieben habe, bin ich natürlich immer wieder in Berührung mit dem Schamanismus gekommen und habe ein starkes Rufen gespürt. Ich bin so in Resonanz mit dem gegangen, weil das Schamanische sich für mich frei angefühlt hat und weil es um die Verbundenheit zur Natur geht und mit dem, was man vordergründig vielleicht nicht sieht, aber dennoch da ist.

Ich habe dann eine Weiterbildung über anderthalb Jahre bei Barbara Campiche gemacht und relativ schnell gemerkt, dass ich Schamanin bin. Das eine ist jedoch das Bewusstsein und zu erkennen, dass dieser Teil immer schon in dir geschlummert hat und nun auch hervorkommen möchte und das andere ist dann aber auch der Weg, mit dem gegen aussen zu treten. Diese Prozesse brauchen sehr viel Zeit. Doch jetzt ist es für mich so schön, als Schamanin arbeiten zu können.

Du hast mich ja auch gefragt, wie ich den Schamanismus lebe… Hey, ich lebe ihn eigentlich nicht anders als vorher. Er hat nun lediglich einen Rahmen erhalten. Das, was ich vorher immer schon gewesen bin, hat einen Boden bekommen. Jetzt fühlt sich meine Arbeit für mich rund an. Ich habe einen roten Faden erhalten in meinen Angeboten und Texten, weil die Schamanin, die ich bin, nun bewusst da ist und ich eine tiefe Verbindung zu ihr habe. Eigentlich habe ich schon immer schamanisch gearbeitet, aber dadurch hat alles eine ganz andere Kraft erhalten.

 

Ich kann das nachvollziehen. Bei mir war das so mit dem Wort «spiritueller Naturschutz». Als dieser Begriff zu mir gekommen ist, hat alles plötzlich einen Sinn ergeben. Und obwohl ich jetzt nicht viel anders mache, haben all meine Angebote – das Yoga, die Naturrituale, meine Texte und auch meine Musik – einen Rahmen erhalten. Das gibt Klarheit und Struktur.

 

Genau, es ist eine klare Ausrichtung, die du dann hast. Und es hat eine grosse Kraft, weil du dich ansonsten je nach dem verzetteltst. Es ist wie ein Pfeil. Wenn du den Bogen spannst, musst du wissen, in welche Richtung du den Pfeil schiessen willst, damit du ins Schwarze triffst. Damit du mit deiner Berufung, mit deinem Wirken, das triffst, was getroffen werden will, damit es auch seine Wirkung hat. Wenn die Absicht dahinter nicht klar ist, geht dieser Pfeil irgendwo verloren. Es ist dann trotzdem schön, was du machst, aber es hat nicht diese Kraft. Darum ist diese Klarheit so wichtig. Für dich, für mich, für alle.


Hürden nehmen mit Susana Garcia Ferreira
© Susana Garcia Ferreira

Welch schönes Bild!

Mit dem Blick auf die Uhr möchte ich langsam zum Abschluss kommen: Wenn du für dich selbst in der Natur unterwegs bist, was ist momentan für dich eine deiner Lieblingspraktiken oder -rituale, um mit dir selbst und der Natur in Verbindung zu treten?

 

Ich habe einen Platz hier in der Nähe am Vierwaldstättersee, der ein wenig versteckt ist, unter einer Weide. Ein kleiner Fluss fliesst dort in den See. Es ist ein wunderschöner Platz. Für mich ist es einfach das Sein dort. Ich fühle mich vor allem zu dieser Weide sehr verbunden. Die Qualität des Wassers, der Weide, aber auch der Weite und der Berge ist so schön. Ich verbinde mich einfach mit den Energien, die dort sind. Zuerst kommt immer die Stille auf, doch dann finden eigentlich immer Gespräche in mir drin statt. Ich darf dort jeweils viel empfangen, was so schön ist.

 

Was ist momentan deine Lieblingspflanze und warum?

 

Ach, das ist eine schwierige Frage! Gerade jetzt im Moment ist der Steinklee sehr präsent. Ich sehe ihn überall und finde ihn so schön, egal ob es der Gelbe oder der Weisse ist. Ich finde auch die Sympolik sehr schön, weil er bringt uns in den Fluss und aktiviert unsere Lymphen.

Im ganzen Jahreskreislauf ist es aber die Weide, die mich begleitet. Je nach Phase meines Lebens habe ich verschiedene Bäume. Mit der Eiche habe ich angefangen, dann war es lange die Buche und nun ist es die Weide. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

 

Die letzte Frage, die ich meinen Gästen stelle, ist eine weitgreifende Frage. Wenn du dir etwas für die Natur und für unsere Welt wünschen könntest, was wäre das?

 

Eigentlich ist es ganz einfach: Ich wünsche mir für alle Menschen, dass sie sich wieder verbunden mit der Natur und durch das auch mit sich selbst fühlen. So kommt alles wieder ins Lot.

 

Die Verbindung zur Natur schenkt auch Zufriedenheit und zufriedenere Menschen treffen zufriedenere Entscheidungen.

 

Ja und nachhaltige, vor allem.

 

Gerne gebe ich dir zum Schluss noch den Raum, um auf deine Angebote aufmerksam zu machen.

 

Alle Produkte, die ich in meinem Shop habe, kommen von mir. Wenn diese jemandem gefallen und gut tun, freue ich mich natürlich sehr. Es geht mir ja vor allem darum, dass es den Menschen hilft sich wieder mit der Natur zu verbinden.

Natürlich finde ich es auch schön, wenn jemand zu mir in die schamanische Einzelsitzung kommen möchte, aber vordergründig geht es mir gerade darum ein Bewusstsein zu schaffen für den Schamanismus. Ich lade die Menschen ein, bei mir auf der Homepage darüber zu lesen, was Schamanismus sein kann.

 

Ich danke dir herzlich für das schöne Gespräch. Du bist für mich eine ganz wichtige Person auf meinem Weg zu meiner eigenen Arbeit. Ich habe deine Arbeit als Botschafterin der Natur gesehen und kann mich noch gut erinnern, wie ich zu meiner Schwester gesagt habe: Das will ich auch sein! (lacht)

 

Und jetzt bist du es ja! (lacht)

 

Ja, jetzt bin ich es und darum ist dieses Gespräch gerade ein «full circle moment». Also herzlichen Dank für deine Arbeit und deine Inspiration!

 

Das ist sehr gerne geschehen und vielen Dank an dich und deine Arbeit.


 

Du findest Susana auch auf Instagram unter @susanagarciaferreira und natürlich in ihren Büchern:


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Ich bin auch Yoga Lehrerin und führe Rituale und Retreats in der Natur durch. Vielleicht sehen wir uns mal auf der Matte?

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