Ich habe in letzter Zeit oft darüber gesprochen, dass ich in der Lehre bei der Natur bin und heute möchte ich dir ein paar Einblicke geben in diese lebenslange und äusserst individuelle Lehre. Ausserdem teile ich in diesem Artikel Übungen und Ressourcen mit dir, die dir deine eigene Naturlehre ermöglichen.
Zuerst einmal: Was meine ich mit "Naturlehre"?
Ich sehe das Leben als mystery school, also als Schule der Misterien, an. In dieser Schule ist nie ausgelernt, sondern mit jedem Gedanken, jedem Prozess, Ereignis und Erlebnis steigen wir in einen Lehrgang ein, der uns immer tiefer mit uns selbst verbindet. Dieses Innere kannst du Intuition, Höheres Selbst, Gott, Universum oder auch deine wahre Natur nennen. Wenn wir also in die Lehre mit der Natur eintreten, lernen wir nicht nur unglaublich viel über die Natur im Äusseren, sondern eben auch über uns selbst. Denn (und ich sage, das gerne so oft wie möglich): Wir sind Natur. Zwischen der Natur und uns Menschen gibt es keine Trennung. Wir haben das nur leider vergessen.
Durch die Naturlehre lernen wir also, uns wieder als Teil von etwas Grösserem zu betrachten und ein erfülltes und magisches Leben zu führen.
Vielleicht hast du auch das Gefühl, dass es in deinem Leben doch noch mehr geben muss, als dir vorgelebt wird. Vielleicht wünschst du dir mehr Verbundenheit in deinem Leben. Vielleicht mehr Leichtigkeit, Geborgenheit oder Antworten. Vielleicht willst du verstehen, wieso du so bist, wie du bist oder wieso die Welt so ist, wie sie ist. Und viellecht sehnst du dich nach Zugehörigkeit und nach Sinn.
All diese Vielleichts trafen - und treffen - definitiv auf mich zu. Ich wusste gar nicht, dass ich in die Lehre bei der Natur trat, als ich 2020 in die Berge gezogen und täglich stundenlang durch den Wald gestreift bin. Doch ich merkte schnell, dass ich in der Natur etwas fand, von dem ich glaubte, es verloren zu haben: Frieden und Lebenssinn.
All das geschah jedoch nicht von heute auf morgen, denn ich musste erst lernen, still zu sein, damit ich die Natur und mich selbst wieder hören konnte. Und das ist auch der erste Schritt, falls du auch in die Naturlehre treten möchtest.
Schritt 1: Werde still
Nein, du musst nicht täglich eine Stunde meditieren, um still zu werden (obwohl Meditation natürlich hilft und falls du eine Stunde am Tag meditieren willst, go for it!). Was du brauchst, ist Zeit für dich. Zeit, in der du ohne Ablenkung und ohne Absicht bist. Das kann sehr wohl bei Meditation sein, in einer Yogastunde, beim Mandala Ausmalen, beim Tanzen oder Musizieren. Wichtig ist dabei, dass du keine bestimmte Absicht verfolgst, sondern etwas tust, weil es dir wirklich gut tut, dich verbindet und dich still werden lässt. Und ja, nimm dir nach einer aktiven Tanzsession oder nachdem du ein Bild gemalt hast, einige Minuten in Stille, um alles nachklingen zu lassen und in dich hineinzuhorchen.
Weil wir aber eine Naturlehre beginnen wollen, empfehle ich dir, das still Werden in der Natur zu praktizieren. Schalte dein Telefon auf Flugmodus, lass deine Kopfhörer und deinen Hund zu Hause und suche dir dann einen Ort, der sich für dich wie Natur anfühlt. (Für mich ist das der Wald, aber manchmal ruft mich auch der Garten oder eine Wiese.) Und dann gehst du achtsam und langsam (!!!) durch den Wald, setzt dich auch mal unter einen Baum oder auf einen Stein und bist einfach.
Am Anfang mag das schwer sein, denn wir sind es nicht mehr gewohnt einfach zu sein und haben immer das Gefühl etwas tun zu müssen. Falls das auf dich zutrifft, lasse ich dir hier zwei Übungen da:
Deine Sinne öffnen
Indem du dich deinen Sinnen widmest, nimmst du einerseits die Natur auf andere Weise wahr und andererseits bringt dich diese Übung in den jetzigen Moment.
Setze dich auf die Wiese, auf eine Bank oder auch unter einen Baum. Schliesse dann deine Augen, falls sich das für dich sicher anfühlt. Ansonsten lässt du einfach deinen Blick weich werden. Konzentriere dich nun nacheinander auf deinen Hör-, Tast- und Riechsinn. Verweile bei jedem für einige Minuten. Du kannst auch etwas in die Hand nehmen, es ertasten und erhören, daran riechen.
Erst dann öffnest du deine Augen und lässt deinen Blick zuerst ganz detailreich werden. Nimm alle Schattierungen, Färbungen und Texturen wahr. Weite dann deinen Blick und verweile einen Moment in der Weite.
Den Geschmackssinn kannst du natürlich auch einladen, indem du eine Kanne Tee mitnimmst und deinen Tee ganz bewusst trinkst. Oder falls du dir zu 1000% sicher bist, dass eine Pflanze essbar ist, darfst du diese in den Mund nehmen.
Ein Naturmandala gestalten
Eigentlich ist es selbst erklärend: Du gestaltest mit Naturmaterialien in der Natur ein Mandala. Dabei sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt und der Fokus liegt beim Prozess und nicht beim Resultat. Mandalas sind nicht für die Ewigkeit bestimmt, somit lässt du dein Mandala am Schluss liegen. Mit der Zeit kannst du vielleicht beobachten, wie es sich verändert.
Noch ein Wort zum Sammeln des Materials: Gestalte auch dies achtsam. Bestenfalls nimmst du nur Dinge mit, die bereits am Boden liegen oder die in Fülle vorhanden sind. Falls du eine Blume pflückst oder einen Ast abknickst, frage die Pflanze, ob du das darfst. Du spürst die Antwort. Ein "Nein" kann sich damit ausdrücken, dass du den Ast nicht wirklich erreichen kannst; dass die Blume sich nicht gut pflücken lässt, weil die Wurzel festhält; dass ein Windstoss die Pflanze in eine andere Richtung weht etc. Respektiere dieses "Nein". Bei einem "Ja" bedankst du dich, indem du danke sagst oder auch etwas für die Pflanze da lässt, wie zum Beispiel ein gesungenes Lied oder ein Haar.
Schritt 2: "Deinen" Ort finden
In einem zweiten Schritt brauchst du einen Ort, den du so oft wie möglich aufsuchen kannst. Suche dir einen Ort in der Natur aus, an dem du dich wohl fühlst und welcher bestenfalls nicht an einer hochfrequentierten Spazierstrasse liegt.
In den ersten Tagen geht es darum, dich an "deinem" Ort einzurichten, so dass auch der Ort dich kennenlernen kann. Ich stelle mich jeweils den Bäumen und Wesen an "meinen" Orten vor, erzähle ihnen, was mich hierhin führt und welche Fragen mich gerade umtreiben. Dann frage ich den Ort, ob ich hier sein darf. Hier darfst du auf dein Gefühl vertrauen.
Besuche deinen Ort, wenn möglich täglich und sonst mindestens drei Mal die Woche. Ja, die Naturlehre braucht Zeit und Commitment. Ich empfehle dir also, deine Naturzeit wirklich auch in deinen Tag als Ritual einzufügen. Dabei musst du nicht zwei Stunden im Wald sein, es reicht auch, wenn du dir dafür 30 Minuten freischaufelst.
Schritt 3: Beobachten
An "deinem" Ort sitzt du und beobachtest. Wenn es dir hilft, kannst du auch ein Naturtagebuch beginnen und alles dokumentieren, was du bei deinen Naturaufenthalten entdeckst: von Pflanzenskizzen über Baumbestimmung bis hin zu deinen Gedanken. (Ganz ehrlich: Ich wäre gerne die Person mit dem Naturtagebuch gefüllt mit Skizzen, Beobachtungen und gepressten Blumen, doch dafür bin ich zu faul. Ich persönlich nehme meine Erkenntnisse mit nach Hause und lasse sie dann in meine morgendliche Journaling-Session fliessen.)
Um "deinen" Ort wirklich kennenzulernen, musst du mit ihm durch mindestens einen Jahresverlauf gehen. Denn jede Jahreszeit präsentiert wieder neue Dinge und lädt dich ein mit ihr zu gehen. Was mich zum nächsten Schritt bringt.
Schritt 4: zyklisch leben
Übers zyklische Leben habe ich bereits viel geschrieben, weshalb ich hier nicht näher darauf eingehe. Nur so viel: Beginne deine eigenen Rhythmen (Tagesrhythmus, Menstruationszyklus, Mondphasen) wahrzunehmen und beginne dein Leben danach auszurichten. Ich verspreche dir, es lohnt sich! Und die Natur hilft dir hierbei wunderbar.
Finde mehr übers zyklische Leben hier.
So, ich glaube, für den Anfang bist du mehr oder weniger ausgerüstet. Bitte betrachte meine Herangehensweise nicht als deine Bibel. Das ist, wie ich vorgegangen bin. Jede Naturlehre ist individuell! Und vielleicht merkst du auch, dass eine Lehre in der Natur überfordernd ist. Von Kate Clearlight habe ich gelernt, dass man zum Beispiel auch bei einem Baum, bei den Bienen oder bei der Dunkelheit in die Lehre gehen kann und vielleicht entspricht dir das eher. (Leider finde ich nicht mehr, wo sie darüber spricht...)
Und zum Schluss lasse ich dir noch ein paar Ressourcen da, die mir in meiner Naturlehre geholfen haben:
"Die natürliche Heilkraft der Bäume" von Heiko Gärtner und Tobias Krüger: Dieses Buch hat mich ins Konzept der Natur als Spiegel eingeführt und schlussendlich auch meine 1:1 Naturbegleitungen inspiriert.
"Geflochtenes Süssgras" von Robin Wall Kimmerer: Eines meiner absoluten Lieblings-Naturbücher, weil Robin Wall Kimmerer einen wunderbaren Umgang mit der Natur pflegt, den ich als meine Inspirationsquelle betrachte.
Rachel Brathen von YogaGirl.com: Rachel ist eine meiner Yogalehrerinnen. Sie ist zur etwa gleichen Zeit wie ich in die Natur zurückgekehrt und bietet nun Yoga and Herbalism-classes an.
Die Bücher, der Blog und der Newsletter von Susana Garcia Ferreira: Susana hat mich dazu inspiriert, wie sie Botschafterin der Natur zu werden. Ihre Bücher und auch der Newsletter dienen immer wieder als Erinnerung, die Qualitäten der Jahreszeiten in mein Leben zu integrieren.
"Plant-spirit Podcast" von Sara Artemisia: Der englische Podcast befasst sich mit den spirituellen und heilenden Lehren der Pflanzen. Sara Artemisia spricht mit spannenden Personen aus der Pflanzentherapie, mit Kräuterhexen und mit Menschen, die eine besondere Beziehung zu Pflanzen haben.
Falls du dir mehr Begleitung wünschst auf deinem Weg zu deiner wahren Natur, bin ich gerne für dich in den 1:1 Naturbegleitungen da!